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Katzenmythen

Katzenmythen

Wir alle kennen sie und manche halten wir für wahr: Mythen über Katzen. Einige davon halten sich hartnäckig, über Generationen und Jahrhunderte hinweg. Dinge die man häufig hört, hält man einfach mit höherer Wahrscheinlichkeit für richtig. Und einigen Dingen schenkt man auch nicht genügend Aufmerksamkeit, um zu hinterfragen, ob das denn tatsächlich so ist, was man da von jemandem erzählt bekommen hat. Mit einigen dieser Mythen möchte ich im Folgenden mal aufräumen. Auch, weil ich manche davon selbst einmal geglaubt habe.

Die meisten Mythen über Katzen lassen sich heute sogar gut durch wissenschaftliche Erkenntnisse oder Beobachtungen widerlegen.

Katzen sind Einzelgänger und brauchen keine Gesellschaft

Als ich ein Kind war, kannte ich eigentlich nur Leute, die eine Katze zu Hause hatten. „Die ist 'ne Einzelgängerin“ hieß es dann, oder „Die macht eh nur ihr Ding“. Ich habe das ehrlich gesagt nie hinterfragt, bis wir entschlossen haben, uns auch eine Katze ins Haus zu holen und anfingen uns über artgerechte Haltung zu informieren. Da stellten wir schnell fest, es gibt nicht eine Katze, da ziehen direkt zwei ein.

Was viele nicht wissen, Katzen sind nicht einzelgängerisch. In freier Wildbahn leben Hauskatzen-Vorfahren (wie die Falbkatze) oft in lockeren Gruppen, besonders wenn Ressourcen wie Nahrung reichlich vorhanden sind. Hauskatzen sind ähnlich, sie bilden Kolonien, teilen Territorien und interagieren sozial, wenn die Umgebung es zulässt, und wo gibt es mehr Ressourcen und sichere Umgebung als in den eigenen vier Wänden?

Katzen, die in Mehrkatzenhaushalten leben, entwickeln oft komplexe soziale Beziehungen. Sie spielen, pflegen sich gegenseitig (Allogrooming) und zeigen Hierarchien. Katzen, die mit Artgenossen aufwachsen, sind sogar oft weniger gestresst und haben bessere soziale Fähigkeiten entwickelt.

Im Gegenzug kann Einzelhaltung ohne ausreichende Interaktion zu Stress, Langeweile oder Verhaltensauffälligkeiten wie übermäßigem Miauen, Zerstörungswut oder Apathie führen. Die Deutsche Tierärztekammer empfiehlt, Katzen mindestens zu zweit zu halten, besonders wenn sie viel allein sind, um ihre sozialen Bedürfnisse zu erfüllen. Und wenn ich mir unsere drei so anschaue, kann ich dem nur zustimmen.

Schwarze Katzen bringen Unglück

Statistisch gesehen gibt es selbstverständlich keinen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Pech und der Anwesenheit schwarzer Katzen. Die Kirche sah sie teilweise als „Begleiter von Hexen“, was zu Misstrauen und später zu Verfolgung führte. Diese Vorstellungen sind kulturell geprägt, nicht rational.
Ein wirklich trauriger Nebeneffekt des Mythos ist, dass schwarze Katzen in Tierheimen schlechtere Vermittlungschancen haben und oft länger auf ein Zuhause warten müssen. Alles nur wegen eines völlig unbegründeten Aberglaubens.

In anderen Teilen der Welt gelten schwarze Katzen sogar als Glücksbringer. In Großbritannien und Japan sollen sie Glück und Wohlstand bringen und in Schottland verheißt eine schwarze Katze auf der Veranda baldigen Reichtum.

Schwarze Katzen verdienen genauso viel Liebe und Respekt wie alle anderen Tiere.

Katzen lassen sich nicht trainieren

„Meine Katze hat ihren eigenen Kopf. Die macht, was sie will“ hört man vermutlich häufig und ich werde das Gefühl nicht los, dass es die Ausrede dafür ist, dass man sich einfach gar nicht bemüht hat, der Katze irgendetwas beizubringen. Die Aussage, dass Katzen sich nicht trainieren lassen, ist aber falsch.

Auch wenn Katzen nicht den Will-to-please von Hunden haben, kann man ihnen eine Menge beibringen, denn Katzen sind intelligente Tiere mit gutem Gedächtnis und der Fähigkeit, durch positive Verstärkung zu lernen. Als gute Methode hat sich Clicker-Training bewehrt. Damit kann man Katzen sowohl das Kommen auf Zuruf, verschiedene Tricks, als auch Verzicht auf ungewünschtes Verhalten beibringen. Am besten lernen Katzen, wenn das Training ihren natürlichen Instinkten entspricht und sie einen klaren Vorteil (z.B. eine Belohnung) sehen. Erfolgreiches Training erfordert allerdings auch Geduld vom Halter, kurze Trainingseinheiten, eine positive, stressfreie Umgebung und vor allem eine gute Belohnung.

Ich trainiere fast täglich mit unseren Katzen und sie haben richtig Spaß daran und sind immer schon ganz aufgeregt, wenn ich die Trainingsmaterialien hole. Es lohnt sich also. Für Mensch und Tier.

Katzen haben sieben oder neun Leben

Überflüssig zu Erwähnen, dass das ganz offensichtlicher Quatsch und wohl ein eher harmloser Mythos ist. Vermutlich leitet er sich aus alten Geschichten und der Beobachtung, dass Katzen oft gefährliche Situationen überleben, etwa Stürze aus großer Höhe. Das verdanken sie aber weniger der Fähigkeit dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, sondern viel mehr ihrem Gleichgewichtssinn und ihrer Reflexe. Der Righting Reflex, auch Stellreflex genannt, erlaubt es ihnen, sich in der Luft zu drehen, falls sie fallen, und sicher auf ihren Pfoten zu landen. Sie können auch Stürze aus enormen Höhen überleben.

Katzen haben jedoch nur ein Leben. Sie sind zwar widerstandsfähig, aber Verletzungen oder Krankheiten können sie genauso töten wie jedes andere Lebewesen auch.

Katzen landen immer auf den Pfoten

Der oben bereits genannte Righting Reflex ermöglicht es Katzen zwar, sich während eines Falls zu drehen und auf den Pfoten zu landen, allerdings funktioniert das erst wirklich gut ab einer gewissen Höhe. Bei Stürzen aus geringer Höhe (z.B. unter einem Meter) haben sie meist nicht ausreichend Zeit, um sich zu drehen. Und Stürze aus großer Höhe können trotz Landung auf den Pfoten zu schweren Verletzungen führen („Hochhaus-Syndrom“).

Katzen können im Dunkeln sehen

Katzen haben zwar eine beneidenswert gute Nachtsicht, allerdings können sie in absoluter Dunkelheit genauso wenig sehen wie wir. Die gute Sicht verdanken sie ihren großen Pupillen und einer reflektierenden Schicht im Auge namens Tapetum lucidum, die Licht verstärkt. Um aber etwas erkennen zu können, benötigen sie zumindest eine minimale Lichtquelle, damit das Tapetum lucidum seine Arbeit tun kann.

Katzen schnurren nur, wenn sie glücklich sind

Ich denke die meisten Leute mögen das entspannende Schnurren von Katzen. Während unsere felligen Freunde jedoch oft schnurren, wenn sie zufrieden oder entspannt sind, schnurren sie auch in anderen Situationen, in denen sie sich gar nicht wohl fühlen. Dazu gehören Zeiten, in denen sie Schmerzen haben, krank sind oder Stress empfinden. Hier dient das Schnurren als Selbstberuhigung oder Kommunikationsmittel, nicht ausschließlich als Ausdruck von Freude. Es gilt also immer die Gesamtsituation zu kennen, um zu beurteilen, ob eine Katze aus Zufriedenheit schnurrt oder nicht.

Wie am Anfang angemerkt, sind diese (und viele weitere Mythen) wissenschaftlich überhaupt nicht belegt, oder eher noch, widerlegt. Diese zwei frei verfügbaren Artikel bieten da einen guten Überblick.